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Betrachtet man die Arbeiten, welche Menschen mit einer so genannten «geistigen Behinderung» ausführen, dann findet man, Gärtnern, Weben, Töpfern, Malen und dergleichen mehr, es sind kulturelle Fertigkeiten, die in der neolithischen Revolution erfunden werden, lange bevor die Metallverarbeitung entdeckt wird. ...

Ist es so, dass wir für diese Menschen die Kulturtechniken des Neusteinzeit in unserer Kultur vorsehen? 
Wir sollten auch darüber nachdenken, weshalb wir diese Tätigkeiten überall dort einsetzen, wo Menschen kaputt und erschöpft sind, etwa in den vielen Ergotherapien und Beschäftigungen in den vielen Heimen und Kliniken, wo Menschen sich aufhalten, weil sie psychisch krank sind oder so genannt «ausgebrannt». Das «Ausbrennen», das «burn-out» ist in den letzten Jahren so ein Modewort geworden. Unvorsichtige Menschen meinen gar, es adle ihren Einsatz im Beruf, wenn sie sich bis zum Ausbrennen verausgaben. Wer als Manager etwas auf sich hält, spielt immer wieder mal mit dem burn-out rum. Das Phänomen ist von der Sozialwissenschaft schlecht verstanden, weil diese die Veränderungen im Charakter der Arbeit noch schlecht verstanden hat. Die heutige Logik des kapitalistischen Verwertungsprozess hat den ganzen Menschen, seinen Körper und seine Seele, ja sogar seine Träume im Visier. Antonio Negri sagte im Mai 2007 an einem Vortrag über Guy Debord, den theoretischen Kopf der situationistischen Internationalen: Vour travaillez toujours, vous travaillez 24 heures sur 24 heures, même si vous rêvez, vous traivaillez», zu deutsch: Ihr arbeitet immer, Ihr arbeitet 24 Stunden auf 24 Stunden, sogar dann, wenn Ihr träumt, arbeitet Ihr». Die psychische Erschöpfung, der burn-out, sie sind die Beschädigung der Arbeitskraft in der Zeit der biopolitischen Produktion.

Das Ausmass der einfachen Handarbeit prägt die längste Zeit der Geschichte der menschlichen Arbeit. Man denkt zu wenig an dieses Moment, das sich erst seit dem Ende des 18. Jahrhunderts verändert. Erst seit dieser Veränderung wird die massenhafte Qualifikation der Arbeitskraft und damit die so genannte Schulbildung wichtig. Seit zwei Jahrhunderten hat sich hier etwas verändert und entlang dieser Veränderungen finden sich alle jene Phänomene, die wir mit «Behinderung» bezeichnen und die je nach politischer Grossswetterlage einer Solidarität würdig erachtet oder zum individuelln privaten Problem der von dieser gesellschaftlichen Struktur Betroffenen gemacht wird.