Wir verwenden Cookies, um unsere Website fortlaufend zu verbessern und die Zugriffe statistisch auszuwerten. Mit der Nutzung unserer Webseiten erklären Sie sich damit einverstanden. Näheres dazu und wie Sie die Verwendung von Cookies einschränken oder unterbinden können, erfahren Sie in unseren Datenschutzhinweisen.

Man fragt also nach Schuldigen, vielleicht war es der neue Fahrplan, die vielen Schulreisen, die RentnerInnen, alle zusammen?

Oder war es gar ein kleines Teil in einem Kraftwerk im Tessin?

Wer oder was es auch immer gewesen ist; es war ein grossartiges soziologisches Experiment, eines das von den Leuten mit einer gewissen Gelassenheit  und einem gewissen Spass an der Freude aufgenommen worden ist.

Wie auch immer, die Situation hat uns die Interdependenzketten gezeigt, in denen wir leben, und zwar ganz unabhängig davon, ob wir davon wissen, es nicht wissen wollen oder uns dafür interessieren.

Diese Gesellschaft funktioniert nur, wenn Hunderttausende in einem exakten Rhythmus, im geordneten Menuett sich bewegen und jene Figurationen vollziehen, die notwendig sind, diesen Alltag hervorzubringen.

Unsere  freiheitliche Gesellschaft ist eine Gesellschaft aus sehr stark vergesellschafteten Menschen, in der das Überleben aller vom gegenseitigen Funktionieren abhängt. Auf dieser Ebene besteht sehr wenig Freiheit. Und erst vor diesem Hintergrund entsteht das, was als Gesellschaft der «Egoisten», der Konkurrenz, was auch immer wahrgenommen wird als »Freiheit«, das zu tun, was einem beliebt.

Es ist interessant, eine solche Gesellschaft auf ihre inhärenten Zwänge und ihre Freiheitsgrade hin zu untersuchen. Wo muss sie notwendig träge sein, wo dynamisch, damit dieser Alltag funktioniert, so wie er funktioniert?

Und was würde solche bedeuten für Menschen mit Behinderungen?

Nun in erster Linie bedeutet es, dass Behinderung unter anderem genau dort entsteht, wo die Freiheitsgrade, sich in diese Interdependenzketten lücklos einzufügen, gering sind.

In diesem Zusammenhang könnte man darüber nachdenken, dass lose gekoppelte Systeme ihre Freiheitsgrade erhöhen könnten. Und man müsste dann herausfinden, wie man solche Habitate entwickeln könnte. Die Untersuchungen von Charles Perrow über die Risiken der grosstechnologischen Systeme, die in seinem Buch «Normale Katastrophen» analysiert, könnten vielleicht Hinweise in die Richtung geben, wo wir mit Suchen beginnen könnten. (vgl. Perrow, C. (1987). Normale Katastrophen. Die unvermeidbaren Risiken der Grosstechnik. Frankfurt am Main, New York, Campus Verlag).

Es waren ja die sozialen Experimente der sogenannten »autogestion« – ein wesentliche angenehmerer Begriff auf jener der »Selbstverwaltung«, wie er eingedeutscht wurde – in den siebziger Jahren, die genau Ansätze in dieser Richtung entwickelten. Sie sind nie wirklich ernst genommen worden und wurden unter dem Logo »Kupfer – Wolle – Bast« rasch wieder beiseite gelegt worden. Sie haben nicht megehalten und können nicht mithalten mit der Logik einer kurzfristigen Gewinnmximierung, da sie ihr Wirtschaften auf Nachhaltigkeit hin angelegt haben. Es sind aber in diesen Milieus erstaunliche Unternehmensformen entstanden, mit grossen Freiräumen und Potenzialen zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen.

Diese haben auch teilweise am berühmten »Markt« zu bestehen vermocht, und zwar genau in jenem Ausmass, als es Orientierungshorizonte gab, die die Nachfrage für ihre Art der Dienstleistung schuf, als einer Dienstleistung, die nicht zu dekontextualisieren war.