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Bisher hätten sich rund 6000 Behinderte, die täglich auf die Hilfe von Dritten angewesen seien um Assistenzbudgets bemüht, die im Rahmen des Pilotprojektes angeboten werden. FAssiS (Fachstelle Assistenz Schweiz) hat im Auftrag des BSV eine Umfrage bei 330000 BezuügerInnen von IV-Hilflosenentschädigungen durchgeführt. 16000 Menschen haben geantwortet, rund 1000 Leute sollen beim Prohekt mitmachen.

Zitat:

«Trotz regelmässigem Bedarf an persönlikcher Hilfe wollten immer mehr behinderten Menschen ihr Leben selbständig bestimmten können. Das Ziel des Pilotprojektes mit der Teilnahme von 1000 Betroffenen: entscheiden, mit wem man zusammen wohnt, wer den eigenen Körper berührt, oder einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen. Teilnehmende Behindert sollen neben der Pauschale der IV ein individuell ermitteltes Assistenzbudget erhalten, um die benötigten Deinstleistungen auf dem freien Markt einzukaufen».

Das Projekt soll im Jahr 2006 beginnen. Erfahrungen damit hat man in Schweden, Kanada und den Niederlagen gemacht. Interessant an der Geschichte ist eigentlich nur, dass dafür, dass jemand selbst bestimmen möchte, wer ihm hilft, ihn berührt usw. in der Schweiz zuerst ein Pilotprojekt gemacht werden muss.

Piloprojekte sind immer dort notwendig und richtig, wo man zuerst herausfinden muss, ob etwas funktionieren kann. Das ist in diesem Fall absolut unnötig.

Man läuft hier Gefahr damit nur Heimatschutz für stationäre Einrichtungen zu betreiben.

Gegen stationäre Einrichtungen ist an und für sich nichts einzuwenden, ausser, dass sie es bis heute nicht geschafft haben, ihre Dienstleistungen auf dem Niveau eines normalen Hotelbetriebs anzubieten, was sie im wesentlichen – mit bestimmten Einschränken gewiss – sind. Und einer, sicher nicht der einzige, aber ein wichtiger Grund dafür ist, dass die Menschen die in diesen Einrichtungen leben, über das Geld, das die Einrichtung für ihre Dienstleistungserbringung erhält, selbst nicht verfügen dürfen. Da ist die Hilfsbürokratie sehr eifrig am Werk. Und die Lobby dieser Einrichtungen und Verbände, die nicht selten die Verbände der Behinderten selbst sind, zeigen noch immer eine Eindimensionalität des Verständnisses von Behinderung, die einen manchmal erschreckt. Vielleicht ist es nicht Naivität, sondern das sorgsame Hegen der Pfründe, das sie antreibt.

Politische Korrektheit

NZZ,Nr. 47, 25. 2. 05, S. 45:

«In der finalen Szene seines Boxer-Dramas «Million Dollar Baby» zieht Clint Eastwood nach langem Ringen die Infusionsschläuche aus dem Apparat. Der alte Mann erfüllt den Wunsch der jungen Frau, die er zuvor als die Spitze der Boxerinnen-Elite trainierte, den letzten Wunsch: zu sterben, um nach nach einer Rückgratverletzung nicht ein Dasein als Geähmte freisten zu müssen. Ein Akt der Liebe - so sieht es der Film. Ist Eastwood (der auch Regie führte) ein Propagandist der Euhtanasie?»

In einem anderen Film «Sideways» stiehlt ein Alkoholiker seimer Mutter Geld.

Gegen beide Fälle protestieren entsprechende Lobbygruppen. Die NZZ (Andra Köhler) schreibt folgendes:

«Ganz generell geht jedoch der Unterschied zwischen den Problemen von fiktiven Filmfiguren und realen Nöten gänzlich beloren. Nun die Grenzen zwischen Fiktion und Realität in Amerika bekanntlich fliessender als anderswo auf der Welt. Der berüchtige Radiomoderator Rush Limbaugh, der gegen Drogenmissbrauch und Sittenverfall zu wettern nicht müde wird, musste sich unlängst selbst einer Entziehungskur unterziehen. Jetzt hat er einen neuen Feind ausgemacht: Ausgerechnet der ehemalige Republikaner und Westernheld Clint Eastwood ist ins Kreuzfeuer seiner verbalen Maschinengewehrsalven geraten. Eastwoods Film wird von Limbaugh der «liberalen Proganda» geziehen. Die christliche Rechte stimmte sogleich ein und kürte «dirty Harry» zum «Linksradikalen». Begründung: Die Botschaft des Films sei «von den Euhtanasieprogrammen der Nazis nicht sehr verschieden».

Schützehilfe erhalten die Eiferer auch von Behindergruppen, die «Million Dollar Baby» auf den Index gesetzt haben.

«Jeder Film, der die Botschaft aussendet, eine Rückenmarksverletzung sei schlimmer als der Tod, bereitet uns massivge Sorgen», liess die Direktion der National Spinal Cord Injury Association verlaufent, und auch der Website der Aktivengruppe «Not Dead Yet» macht sich Unmut breit. Der Film sei ein kitschiger, melodramatischer Angriff auf alle Behinderten, ist da zu lesen, er nähre zudem das typische Vorurteil, das da lautet: «Besser tot als behindert».

Wie berechtigt die Sorgen der Betroffenen auch immer sein mögen – mit Euthanasie hat der Film so viel zu tun wie Clint Eastwood mit linksradikalen Ideen. Es ist üblich, dass die aussichtsreichsten Kandiaten für den Oscar mit Schmutzkampagnen um ihre Chancen gebradcht werden sollen, doch scheint dies nicht der Ursprung dieser Proteste zu sein. Bezeichnend ist vielmehr die zunehmende Bereitschaft, nicht nur die Realität, sondern auch die Fiktion zu zensieren – und zwar besondern, wenn diese halbwegs wirklichkeitstauglich ist. «Sideway» ist eine Komödie, deren abgehalfterte Protagonisten den «moralischen Werten», um die die Nation angeblich so besorgt ist, vergleichsweise zynisch begegnen; «Million  Dollar Baby» ist ein Film, der dem amerikanischen Traum Blessuren zufügt: Wer um sein Leben kämpft, kann dabei auch umkommen, wer in den Ring steigt, setzt sich Verletzungen aus, die tödlich sein können. Solche Botschaften werden in Zeiten des Krieges nicht gern gehört».

Die politische Korrektheit, so wie sich im Moment entwickelt, ist in vielen Fällen nichts anderes als Kitsch, wenn Kitsch die Umkehrung von Form und Inhalt ist.

So, jetzt lässt sich dieser Satz wunderbar aus dem Zusammenhang reissen und man kann mir vorwerfen, ich hätte gesagt, politische Korrektheit sei nicht anderes als Kitsch. Das habe ich aber nicht gesagt, wenn man den obigen Satz nochmals durchliest. Aber wer will kann selbstverständlich den Satz aus dem Zusammenhang reissen.

Wenn ich aber, wie eben getan, mich bemüssigt fühle, die eigene Aussage zu ironisieren, dann zeige ich, wie stark ich durch dieses Klima der Zensur bereits beeinflusst bin. Die Schere im eigenen Kopf ist schon in Aktion.

Es ist also notwendig zu schauen, um was es denn wirklich geht.

Es geht darum, dass Menschen mit einer Behinderung, man kann ihnen auch neudeutsch «Menschen mit besonderen Bedürfnissen» sagen – das verändert nur wenig an ihrer Situation –  in unserer Gesellschaft sehr marginalisiert sind. Marginalisiert meint, dass sie im Hinblick auf vieles, was in dieser Gesellschaft zur so genannten Selbstvertändlichkeit gehört, nur in geringem Ausmass und vielfach gar nicht, teilnehmen können.

Den Reaktionen nach, die im Artikel zitiert werden, sind sie offenbar so marginalisiert, dass sie bereits um ihr Leben fürchten. Nun ist es tatsächlich so, dass es Grund dafür gibt, sich als Mensch mit einer Behinderung in einer Gesellschaftsformation der kapitalistischen Produktionsweise in seinem Leben, wenigstens in seiner ökonomischen Existenz bedroht zu fühlen.

Es gibt aber eine wirkliche Erfahrung des Mordes am Menschen mit Behinderungen im nationalsozialistischen Deutschland. Ganz wirklich hat der durch die Nationalsozialisten inszeniert Massenmord, die industriealisierte Ermoderung von Menschen, der Holocaust, mit einem «Pilotprojekt» in Polen an Menschen mit einer geistigen Behinderung begonnen.

Diese historische Tatsache sollte ebensowenig vergessen werden, wie das Statement der schweizerischen Regierung vom 15. Dezember 2004, worin die schweizerische Regierung sich weigert, den Zwangssterilisierten Menschen in der Schweiz – da die Regierung sich weigert, sie zu zählen, weiss man nicht einmal wieviele es sind, die letzten dieser Menschen wurden zu beginn der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts zwangssterilisiert (das Echo der Zeit von Radion DRS brachte am Tag dieses Regierungsstatements ein Interview mit einer Frau, die 1972, als sie 18 Jahre alt war, zwangssterilisiert worden ist) – eine Entschädigung von 5000 Fr. auszubezahlen. Der Betrag ist an sich lächerlich, aber er wäre wenigstens verbunden gewesen mit dem Eingeständnis einer Schuld. Die schweizerische Landesregierung hat aber in ihrem Statement festgehalten, dass wir nicht mit den moralischen Massstäben von heute das moralische Handeln der Menschen von gestern beurteilen sollten. Diese Zwangssterilisationen sind durchgeführt worden auf dem Hintergrund eines eugenisch beeinflussten Denkens. Bei der Argumentation der schweizerischen Regierung ist der Standpunkt des positiven Rechtes eingenommen worden, auf Kosten von naturrechtlichen Grundsätzen, wie etwa, dass das Leben eines Menschen unantastbar sein muss.

Nimmt man eine solche Perspektive ein, so lassen sich Ängste und Befürchtungen von Behinderten, bzw. ihrer Verbände verstehen.

Andererseits muss gesagt werden, dass der Versuch, die Phantasie, die Fiktion zu zensurieren, genau solchen gesellschaftlichen Vorstellungen Vorschub leistet, die dazu führen, dass Menschen mit einer Behinderung ermordet werden.

Vielleicht bewegt mich das alles so, weil ich gerade heute ein Buch lese, das Jorge Semprun 1967 geschreiben hat, das 2001 bei Suhrkampf endlich auf Deutsch erschienen ist, das ich seit zwei Jahren im Büchergestell liegen habe und das ich vor zwei Tagen da heraus genommen habe, nachdem ich seinen Netschajew-Roman und den Roman «Der Tote mit meinem Namen» nochmals gelesen habe.

Also gut, ich bin in diesem Buch, das übrigens auf Deutsch «Die Ohnmacht» heisst, auf französisch «L'évanouissement», was ebenfalls Ohnmacht, aber auch Bewusstlosikeit, Dahinschwinden heissen kann.

Ich bin also zur Zeit an der Lektüre dieses Buches. Und gerade heute lese ich, nur wenige Minuten, nachdem die obigen Zeilen über Clint Eastwoods Film «Million Dollar Baby» geschrieben habe und mich über die politische Korrektheit ausgelassen und geärgert hatte, also nur wenige Minuten später lese ich auf Seite 66 des Romans die folgende Passage.

Es muss allerdings noch etwas dazu gesagt werden, bevor ich sie zitieren kann, nämlich, wo sie situativ in die Narration eingebaut ist als die Erzählung einer Erinnerung in der erzählten Erinnerung des Erzählers.

Wie man sieht macht es einem Semprun nicht gerade einfach.

In der erzählten Erinnerung des Erzählers geht es um die Verletzung eines jungen Mannes, der in einem Dorf aus dem Zug gefallen ist und sich schwer verletzt hat. Er wird zum Arzt gebracht und fragt nach dem Tag. Es ist der 6. August 1945, der Tag des Atombombenabwurfs über Hiroshima, wie man weiss.

Im Laufe der nun wieder einsetzenden Erinnerungen des Verletzten rekonstruiert er Episoden aus seinem Leben. Er war Student, er war im KZ, er hatte eine Freundin.

Bevor er den Zug, aus dem er herausfallen wird, bestiegen hat, hat er zuerst einen fiktiven Streit mit Wittgenstein über dessen Taktatus, und dann eine Auseinandersetzung mit seiner Freundin an der Gare du Nord und während dieser Auseinandersetzung ist im die nun folgend zitierter Geschichte, die sich im Kleinen Lager im KZ Buchenwald abspielt,  in den Sinn gekommen:

«Der Block 56 war die Baracke der Invaliden: der Greise, der Krüppel, der fast schon Toten, für die der Tod das einzig vorhersehbare Ereignis ihres Lebens war. Sie stiessen die Tür auf, siue drangen ein in den Gestand, Hamelin und er. Die Amputierten, die Greise, die an Durchfall Leidenden, die eiterenden Verletzten, am Teich mit den fünf Säulenhallen. Sie bahnten sich einen Weg, Hamelin und er. Seite an Seite auf derselben Pritsche, sie kommen sehen, mit schon verschleiertem Blick, lagen dort Halbwachs, Maspéro. Dann stützten sie sich mit dem Ellbogen auf die Pritsche, sie sprachen mit Halbwachs mit Maspéro. Mehr konnten wir nicht tun, mit ihnen sprechen. Halbwachs war an der Sorbonne mein Soziologieprofessor gewesen. Unglücklicherweise gehörten Ethik und Soziologie zusammen, und bei Le Senne war ich kläglich durchgefallen. Er hatte mich zum Thema des Staatsbürgers laut Aristoteles befragt, und an jenem Tag war Aristoteles die geringste meiner Sorgern. Ich hatte mir keinerlei Mühe gegeben, so zu tun, als interessierte ich mich für Aristotels, ich hatte geschwiegen. Le Senne ebenfalls. Das Schweigen zog sich in die Länge, wurde unwiderruflich. Schliesslich macht Le Senne eine ohnmächtige Handbewegung und ich ging. Bei Halbwachs dagegen war es sehr gut gelaufen. Ich hatte ihm von dieser mündlichen Prüfung am ersten Tag erzählt , und er hatte gelacht. Halbwachs war fröhlich. Der Tod war das einzige verhehbare Ereignis seines Lebens, aber er lacht. Er erzählte Erinnerungen, da beschworen wir Dinge herauf, sich  zu Maspéro umdrehend. Er lachte. Vielleicht suchten wir, Hamelin und ich, an jenene Sonntagnachmittagen Halbwachs`Fröhlichkeit. Vielleicht wollten wir aus Halbwachs` Fröhlichkeit neue Kraft schöpfen. Da war der Gestank, der Lärm, und da war jener Kampf von Halbwachs gegen seinen Tod. Worüber hatte ich Sie an jenem Tag befragt? fragte mich Halbwachs. Über den Potlatsch, sagte ich. Wir hatten gelacht. Er fand das komisch, in dieser Baracke 56, in diesem Gestand den Potlatsch zu erwähnen. Über den Potlatsch? Und er lachte. Haben Sie den Schein bekommen? fragte er. Nein, sagte ich, Le Senn hat mit durchfallen lassen. Er wollte wissen warum Le Senn mich hatte durchfallen lassen, warum ich mich an jenem Tag nicht für Aristoteles interessierte.»

Auf der Homepage «Bild-Störung Der lange Weg vom Tollhaus zur Werkstatt für Behinderte»(http://www.ausstellung.bagwfbm.de/tafel7.html (Abfragedatum 16. 12. 2005)  DieBundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen e. V. (BAG:WfbM) hat seit 1997 diese Ausstellung an vielen Orten in Deutschland gezeigt. ),  finden sich die folgenden Zitate aus den Werken der klassischen griechischen Philosophie

«Aristoteles: „Was aber die Aussetzung oder Auferziehung der Neugeborenen betrifft, so sei es Gesetz, kein verkrüppeltes Kind aufzuziehen.” Platon vertrat ein gesellschaftliches Zuchtprogramm: „Nach dem Eingestandenen sollte jeder Trefflichste der Trefflichsten am meisten beiwohnen, die Schlechtesten aber den ebensolchen umgekehrt; und die Sprößlinge jener sollten aufgezogen werden, dieser aber nicht, wenn uns die Herde recht edel bleiben soll. … Die der guten nun, denke ich, tragen sie in das Säugehaus zu Wärterinnen, die der schlechteren aber, und wenn eines von den anderen verstümmelt geboren ist, werden sie, wie es sich ziemt, in einem unzugänglichen und unbekannten Ort verbergen.”»

Es scheint Gründe zu geben, sich nicht an jedem Tag für Aristoteles oder Platon zu interessieren. Der Potlatsch so steht es bei wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Potlatsch)

Ein Potlatch (auch Potlach oder Potlatsch) ist ein Fest, bei dem in ritueller Weise Geschenke verteilt werden. Das Wort Potlatch bedeutet "geben" und kommt aus der Sprache der Chinook-Indianer.

Bei einem Potlatch verteilt der Gastgeber Geschenke an die Gäste. Die verteilten Geschenke sollen dabei den Reichtum des Gastgebers demonstrieren und sein soziales Prestige erhöhen, und den Rivalen beschämen (Georges Bataille betont besonders den Aspekt des Verlusts beim Schenkenden und sieht hierin den Inhalt des Potlachs). Der Beschenkte erwidert das Geschenk, und versucht den zuvor Schenkenden noch zu übertreffen. Auf diese Weise wurden Potlatchs bei den Indianern an der nördlichen Pazifikküste, auf Melanesien und in der Südsee zu einer treibenden Kraft für die Entwicklung eines herausragenden Kunsthandwerks, denn die Geschenke mussten stets höchsten Qualitätsansprüchen genügen. Das Potlatch war zugleich eine Form des sozialen Ausgleichs, denn es verhinderte, dass die Reichen allzu reich und die Armen allzu arm wurden.

Durch Handelsbeziehungen zu europäischen Händlern kam es zu einem Anstieg des Reichtums und somit zu einem immer größeren Wettbewerbs bei den Potlatchs, da die Beschenkten stets versuchten, mit immer größeren Gegengaben ihre Überlegenheit zu demonstrieren, auch wenn sie sich dabei ruinierten. Teilweise wurden sogar eigene Besitztümer zerstört, um unerwiderbare Geschenke zu schaffen. Die kanadische Regierung verbot daher 1884 die Veranstaltung von Potlatchs.»

Darüber also hatten sich an der Prüfung Maurice Halbwachs und Jorge Semprun unterhalten. George Battailes hat in seiner «Aufhebung der Ökonomie» der Thematik der Verausgabung und den Arbeiten von Marcel Mauss über den Potlatsch einen langen Teil gewidmet.

Behinderung und Verausgabung auch darüber wäre nachzudenken.

Suizid

Die Baz (Basler Zeitung) bringt auf Seite  15 in der Rubrik «region.tagesthema» unter dem Titel «Alleingelasssen, in einem Chaos von Gefühlen. Hinterbliebene von Suizidopfern hätten eine «erste Hilfe für die Seele» dringend nötig, erzählt eine Betroffene» über die Probleme, die sich für die Hinterbliebenen eines Menschen ergeben, der sich das Leben genommen hat.

Es gibt in der Schweiz jährlich rund 1400 Selbstmörder, also etws mehr als drei pro Tag; das sind mehr als doppelt sio viele Menschen, als durch Verkerhsunfälle ihre Leben verlieren.

In dem Artikel wird die Geschichte von Margitta Bürgin erzählt, deren Mann sich vor den Zug geworfen hat. Sie ist zurückgeblieben mit einer Mischungen aus Trauer, Wut und Schuldgefühlen.

«Margitte Bürgin ist eine ruhige, aber entschlossene Frau. «Ich versuche allem einen Sinn zu geben», sagt sie. Nach dem Tod ihres Mannes vor neun Jahren wechselte sie den Beruf und liess sich zu Pflegefachfrau mit dem Schwerpunkt Psychiatrie ausbilden. Inzwischen arbeite sie als Abteilungsleiter in einem LIestaler Altersheim. (....) In der Arbeit mit Menschen, die in einer schwierigen Lebensphase isnd, hat sie eine Aufgabe gefunden. Sei es in der Selbsthilfegruppe oder in der täglichen Arbeit mit den Pensionären auf der psychogeriatrischen Station. «Darin einen Sinn meines Schicksals zu sehen, ist vielleicht konstruiert» sagt Maargitta Burgin, « aber was bleibt mir andres übrig?»

Kein Mensch ist allein, wir sind irgendwie alle miteinander verbunden, die Gewalt, die jemanden aus unserer Mitte reisst, verletzt.