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Am 18. Februar war die Eröffnung der MUBA mit Gaststar Chrsitoph Blocher, als Vertreter des Bundesrates. Die BAZ (Basler Zeitung) berichtet am 19. Febraur 2005 darüber auf Seite 11 mit folgender Schlagzeile «Blocher als unschuldiges Kind. Bundesrat Christoph Blocher inszenierte sich an der Muba-Eröffnung vor allem selbst».

Unter dieser Schlagzeile ein grosses Farbbild, das den Magistraten bei einem Eintrag in ein Buch zeigt. Unter dem Bild steht die folgende Legende: «Blochers Visonen.«Ich wünsche mir, dass alle Frauen einen so prächtigen Ehemann haben wie mich», schreibt der Bundesrat an der Schau «fraue.ch».»

Nun es ist so wie der Lateiner sagt – de gustibus disputandum non est, frei übersetzt, über Gustav soll man nicht streiten.

Der Journalist scheint den Bundesrat Blocher nicht eben zu mögen.

«Auf die ausgestellten Möbel, Matrazen, Kitschbilder, Wasserbetten, dänischen Wasserpumpen, Turnschuhe und Designerstücke achtet kaum jemand. Der Tross von Politikern, Chefbeamten, Wirtschaftsvertretern, Diplomaten, Militzärs und Medienleuten folgten dem Blocher, der Ein-Mann-Show».

WIE IM MÄRCHEN.

«Ihr müsst schon aufpassen, dass ihr die anderen nicht zu fest konkurrenziert!», ruft Blocher den Behinderten zu, die an der Schau «Erlebnis Behinderung» ihrer Arbeit nachgehen. Diese haben sicher Freude am magistralen Lob.

Bei den Werkstätten der Eingliederungsstätte Baselland lässt er sich die Feueranzündwürfel aus Holzspänen, Karton aus WC-Rollen und Wachs zeigen, die hier hergestellt werden.

Für eine Hundertnote kauft er sich einen – und alle strahlen wie die Maienkäfer. Falls ein Behinderter vorgehabt haben sollte, Blocher auf seine Scheininvaliden-Anqürfe anzusprechen. Er liess es bleiben.

«Da kann man etwas lernen.» Der neue grüne Regierungsrat Guy Morin ist beeindruckt. Von Blocher. «wie er auf die Leute zugeht ... »

Aber inhaltlich sei Blocher natürlich kein Vorbild.

Der politsche Kommentar zu dieser Szene hat einige Tag vorher der Bangg  «Passe-vite» schon gegeben. Deshalb sei er hier nochmals wiedeerholt:

«Schyynts gits in dr Schwyz nur Schyyasilante

und Schyyinvalide und die schyynbar Verwandte

Em Blocher si Leesig - subtil wie Watte:

Ab ins Asyl - uff die Schyynigi Platte».

Was der Schnitzelbangg sehr gut analysiert, ist dieses ungebrochene, vor Selbstzweifeln – wenigstens in der Form der Performanz – abgeschirmte Selbstbewustsein.

Aber stilistisch passt das alles sehr zusammen. Die öffentliche Schweiz inszeniert sich als eine Art Balleneerg oder Siwssminiature, ein etwas aus den Fugen geratenes Heimamuseum.

Behinderung als Infotainment, ja sie ist ein Erlebnis, ein sehr besonderes sogar.

Das alles schient sich nahtlos nebeneinander zu reihen, wie der Musicstar, das Sahlenweidli, der Bericht über die Busenvergrösserung, die Fettabsaugung, den Morbus-Bechterew, die Killerfalken von den Malvinen, die spannende Trauer um die Tsunami-Opfer, die Asche von Auschwitz zum 60., usw.

Alles kann gezeigt werden, in eine ästethische Form gebracht werden, alles kann interssant gemacht werden, damit das Bewusstsein wächst.

Aber wo verdammt nochmal sind die Behindertenzugänge an der Muba, wie lang ist der Weg für jemanden im Rollstuhl?

Das alles ist auch ein «Erlebnis Behinderung», gewissermassen östlich von Eden, vor allem dann wenn es um das Aufsuchen der Behinderten WC›s geht, ein Erlebnis der besonderen Art. Anstatt die Basler Verkerhsbetriebe (BVB), wo sie mir ihren Rollstühlen nicht hineingelangen, dürfen sie mit dem Tixi-Taxis, wie das Transportmittel für Rollstuhlfahrende hier heisst, reisen, und selbstverständlich, wir wollen gerecht sein, ist ein Tixi-Taxis besser als rein gar nichts.

Wir halten sie gut, die Behinderten, das sieht man, der Bundesrat kann sich sogar als Scherzkeks outen, und sie schelmisch warnen, «die anderen» nicht zu fest zu konkurrenzieren.

«us» and «them».

Wir und die anderen, sie und die anderen.

Dieses dichotome Bild kennen wir doch aus Gruppenforschung.

Das Spiel der Autosteretypen und die Projektion negativer Aspekte der eigenen Gruppe auf die Aussengruppe.

Die Bedeutung der negativen Konnotation der Aussengruppe für die Stabilisierung der eigenen Gruppe, die so schön «ingroup» genannt wird.  Die einen sind «in», die anderen «out». Der Klassiker der Vorurteilsforschung.

«Draussen vor der Tür» hat ein Stück eines jungen, vielleicht wäre er einer der besten geworden, deutschen Dichters geheissen, der 1948 nur wenige Schritte von dieser Inszenierung in einem Krankenzimmer der Claraspitals in Basel gestorben ist.

Es war der Mann mit der Gasmaskenbrille, Wolfgang Borchert.

Irgendwie liegen mehr als 50 Jahre zwischen diesen beiden Ereignissen und irgendwie hat man das beklemmende Gefühl, dass nichts sich im Kern geändert hat, dass die Normalität noch gleich faschistoid funtkioniert wie damals, gewiss ins Operettenhafte etwas abgebogen, so in einer Art postmoderner soap-opera, deren wichtigstes Element darin besteht, dass sich alles dauernd verändert, damit nichts sich entwickelt und löst.

Der Baz am Samstag liegt eine besondere Beilage bei, jeden Samstag.

Sie nennt sich «Stellefant. Der Stellenandzeiger für die Nordwestschweiz».

Er ist immer realtiv dünn. Offenbar gibt es nicht so viele Stellen, die ausgeschrieben werden.

Auf der ersten Seiite ist immer ein redaktioneller Beitrag.

Am 19. Februar heisst die Schlagzeile:

«Vielfalt darf nicht durch Zufall entstehen. Ein Gespräch mit Peter Hauenstein über die Anforderungen an ein modernes Personalwesen»

Peter Hauenstein ist Personalleiter der Unternehmensgruppe Endres + Hauser (Coporate Director Human Ressources). Die Unternehmensgruppe Endres + Hauser bedschäftigt weiltweit rund 6200 Mitarbeitende, davon rund 3500 in der Region Basel in verschiedenen Firmen.

Hauenstein betont die Bedeutung der guten kulturellen und altersmässigen Durchmischung einer Belegschaft, ob die Firma auch Behinderte beschäftigt, darüber wird in dem Interview nicht gesprochen.

Es ist immer etwas anders, anders zu sein.