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Ich bin missgelaut, wegen der Schmerzen. Das ist immer so. Schmerz schlägt auf die Stimmung, frisst Dir die Seele auf, löst Dich auf.

Gestern war Layout für den Forschun gsbericht angessagt und stundenlangens bearbeiten von Listen am Bildschirm für die Planung des kommenden Wintersemesters und eben schliesslich die Fertigstellung des Films.

Sind das nun einfach mehr Schmerzen als gewöhnlich, beginnt hier die Behinderung.

Der «Blick» pflegt zur Zeit eine Serie über den Sozialstaat.

Darin kommt heute, auf Seite 2, auch «Katastrophen-Franz» genannt– so bezeichnet «Blick» den alt-Politiker Franz Steinegger seit seinem Einsatz bei der Überschwemmung im Urnerland im letzten Jahrtausend – zu Wort, und er tut seinem Namen alle Ehre an.

So kann man lesen: «Der Sozialstaat  darf keine falschen Anreize schaffen, wer arbeitet muss besser gestellt sein, als derjenige, der auf die Sozialhilfe wartet. ... Wenn für einen Teil der Sozialhilfeempfänger durch Druck des Systems eine Verbesserung erreicht wird, kann sie die Fürsorge auf die Problemfälle konzenrieren: Leute, für die es à la longue keinen Arbeitsplatz mehr gibt, Kranke, Suchtkranke, Obdachlose, Analphabeten usw. Hier zeigen amerikanische Erfahrungen, dass etwa  40 Prozent der Zahl der Sozialhifleempfänger derartige Problemfälle sind. Aber auch hier muss die Zielsetzung Hilfe zur Selbsthilfe sein und nicht soziale Hängematte».

So stellt der Katastrophenfranz sich das alles vor, die Lösung sozialer Fragen als Denkkatastrophe. Aber es ist gut christlich, sagt nicht der Apostel Paulus im 2. Thessalonicherbrie, dass wer nicht arbeiten will auch nicht essen soll.

Aber auch der Wirt aus dem Wallis und Politikommentator aus der Rumpelkammer, Peter Bodenmann, ist nicht gerade orignell und hilfreich:

«Die heutige Misere verdanken wir vor allem der SVP».

Man kann ja den Herren Blocher, Mörgeli und Bortoluzzi alles mögliche vorwerfen, aber mit diesem Satz überschätzt und dämonisiert er sie zugleich.

Was also ist der Sinn hinter diesem gequirlten Unsinn der beiden Polititverteranen? Immerhin werden sie für die Kolumnen bezahlt und mit dem Geld soll offenbar irgendein Sinn eingekauft werden.

Zunächst einmal kann man sich fragen, weshalb der «Blick» abgetakelte Politiker zu aktuellen Fragen Stellung nehmen lässt und nicht aktive PoliterkerInnen anfrägt?

Vielleicht haben alle aktiven PolitikerInnen dem Blick einen Korb gegeben?

Vielleicht wird ihre Position auf Morgen aufgespart, damit ich mir auch Morgen noch dieses Blatt kaufen muss.

Vielleicht ist es auch eine Milde gegenüber Politrentnern, damit sie sich noch ein Kleingeld hinzuverdienen können.

Was soll das Gejammer über die Hochpreisinsel Schweiz auf der linken Seite und das Geplauder über die Hilfe zur Selbsthilfe auf der rechten Seite des politischen Spektrums?

Was für ein Nebel in den Köpfen soll damit erzeugt werden?

Es wäre also zu fragen, was hier nicht mehr gedacht werden kann, bzw. gedacht werden soll.

Nicht mehr gedacht werden soll offenbar, dass jenseits aller Inklusions- und Korrektheitsdebatten in der aktuellen Gesellschaft der Schweiz eine wachsende Zahl von Menschen ausgegrenzt werden.

Sie sind «working poors», sie sind «behindert», sie sind «schwer vermittelbar».

Die wenigsten der ausgegrenzten Menschen sind «Problemfälle» wie Katastrophenfranz sie aufzählt. Die meisten haben einfach Probleme mit der Art und Weise, wie wir unsere Gesellschaft einrichten.

Und wir sorgen fleissig dafür, dass das, was ihr Problem ist, auch ihr Problem bleibt, ihr ganz privates Unglück.

Gut, das ist soweit geklärt, es geht also um die Frage der so genannten sozialen Probleme.

Keiner wird bestreiten dass es sie gibt, keiner wird nicht sagen, dass in Zeiten, wo der Wandel der Gesellschaftsstruktur sich beschleunigt – und wir leben seit rund ein paar Jahrzehnten in einer Zeit der Akzeleration – dass also in solchen Zeit rascher Veränderungen, Orientierungen knapp – und damit teuer, im Sinne des Wortes – werden.

Wenn Orientierungen knapp werden, dann handeln die Menschen meist vernünftig; sie deklinieren das an Orientierung, über das sie verfügen – das zwar nicht weiter hilft, aber als einziges noch da ist – durch und suchen nach Orientierung.

Das geschieht offenbar zur Zeit.

In solchen Zeiten haben die sogenannt «konservativen» Denken – eine Denke ist das, was passiert, wenn Denken hilflos wird – ihre Hochzeit.

Auch das ist gemeinhin bekannt, ebenso, wie das Ausweichen auf konservative und reaktionäre Positionen.

Um was geht es denn?

Es geht vielleicht ganz einfach darum, dass die Schweiz sich den Veränderungen, die sich europaweit und weltweit abspielen, nicht zu entziehen vermag, ganz gleich, wie der sogenannten Souverän – angeleitet von wem auch immer in seinem Denken und Fühlen – entscheiden mag.

Der Strukturwandel findet statt und er kennt eine Reihe von Verlierern. Zu ihnen gehören all jene, die aus vielerleit Gründen in der Art und Weise, so wie wir die Schweiz bisher eingerichtet haben, sich nicht adäquat anzupassen vermögen, etwa, weil sie für ein Kind zu sorgen haben, es aber keine vernünftigen Krippen, Teilzeitarbeitsstellen usw. gibt, etwa, weil sie nicht gehen können, die Schweiz es aber in den letzten paar Jahrzehnten verpasst hat, Gebäude etwa rollstuhlgängig oder weil sie blind sind,  für Blinde gut erreichbar zu machen etc.

Die Unternehmen sind da um Gewinne zu erzielen und nur dafür, so haben wir unsere Wirtschaft eingerichtet, also schaffen sie alles ab, was dem Streben nach Gewinn im Weg steht, damit verschwinden die sogenannten «Nischenarbeitsplätze». Es werden an anderer Stelle auch wieder neue entstehen, das wird beim Beklagen von Veränderung oft nicht genannt, kann dann später als grossartige Innovation wieder propagiert werden.

So hat der Strukturwandel u. a. auch das ermöglicht, was heute der «zweite Arbeitsmarkt» genannt wird.

Der «Blick» ist oft eine interessante Zeitung, auf Seite 4 berichtet er über den 8 Milliarden Gewinn der UBS unter der Schlagzeile:

«Guten Morgen, wir haben 8 Milliarden im Sack ... aber Blick hat da noch ein paar Fragen»

Zunächst einmal wird uns erklärt, was 8 Milliarden sind. Wir, die wir kaum wissen, was eine 1000er Note ist, und wer darauf abgebildet ist.

Es ist seit dem 1. April 1998 Jacob Burckhardt (1818 - 1897) der berühmte Kunsthistoriker.

«Blick» hilft uns nun eine Vorstellung davon zu gewinnen, was denn 8 Milliarden bedeuten. Sie würden etwa genügen, jedem Einwohner der Schweiz 1100 Franken zu schenken.

Man kann das weiterrechnen,  und feststellen, dass das ist nicht einmal ganz ein Kaffe pro Tag in einem Jahr für jeden von uns hier in der Schweiz ist.

Ist das nun viel oder wenig?

Wenn ich daran denke, wie viele Kaffees ich jeden Tag trinke....

Aber man könnte mit diesem Geld auch während zweier Jahre das Definzit der Invalidenversicherung decken, lese ich ein paar Zeilen weiter.

Und ich überlege mir, ist das Defizit nun gross oder klein,wenn ich das mit den obigen Espresos vergleiche?

Der «Blick» fragt auch, ob es einem Land schlecht geht, dessen grösste Bank einen solchen Gewinn erwirtschaftet und stellt mit einer gewissen Erleichterung fest, dass es uns doch gar nich wirklich schlecht geht und dass die Gutverdiener ja dann auch mehr Steuern bezahlen müssen weshalb alle etwas davon haben.

Eine weitere Frage ist, was denn der kleine Sparer von dem grossen UBS-Gewinn hat.

Nun da sagt «Blick», direkt hat er nichts davon, aber die Aktionäre, die haben schon was davon und die grössten Aktionäre sind bekanntlich die Pensionskassen und damit hat der kleine Sparer auch etwas davon, wenn es einer Bank wie der UBS gut geht.

Gibt es nun wohl neue Arbeitsplätze. «Blick»  meint, dass es das sicher gibt.

«Im letzten Jahr hat die UBS netto  1495 Arbeitsplätze geschaffen: in der weiten Welt kamen 2167 dazu, in der Schweiz fielen 672 weg».

In diesem Satz liegt eine Verbindung zu dem, was auf der Seite 2 zwischen den beiden Alt-Politikern gestritten wird.

Vielleicht ist es dieses Aussage, welche die Plattform für die Verwirrung hergibt.