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Im Artikel heisst es:

«In einer Studie der Universitätsklinik Groningen ist festgestellt worden,  dass in den vergangenen sieben Jahren in den Niederlanden sieben Fälle an Euthanasie an Neugeborenen der Justiz gemeldet worden waren. Die Zahlt der tatsächliche durchgeführten Fälle aktiver Sterbehilfe liege aber viel höher, heisst es. In keinem der gemeldeten Fälle –  es handelt sich durchwegs um Babys, die mit einem offenen Rücken (spina bifida) geboren wurden – kam es zu einer strafrechtlichen Verfolgung der Ärzte, ungeachtet der Tatsache, dass aktive Sterbehilfe an Minderjährigen unter Strafe steht. Dass es zu keinem Strafprozess kam, lag an der sogenannten Notsituation; darauf können sich tötungswillige Ärzte auch im Fall von Säuglingen berufen. Ferner müssen gewisse Kriterien eingehalten werden, damit die Justiz nicht gegen den Arzt vorgeht. Das Leiden des Säuglings muss von einer Art sein, dass es nicht geheilt werden kann; ein zweiter Arzt muss konsultiert werden und die Einwilligung der Eltern muss vorliegen. Im Weiteren gelten klare Auflagen, was die Verabreichung der zur Beendigung des Lebens notwendigen Substanz betrifft.

Kinderärzte von Universitätskliniken in den Niederlanden möchten jedoch die nach wie vor bestehenden rechtlichen Unsicherheiten im Fall von Euthanasie an Neugeborenen gänzlich aus dem Wege räumen. Sie forden in ihrem «Groninger Protokoll» die Gründung eines nationalen Komitees, welches sich  der Frage annimmt und ein entsprechendes Protokoll ausarbeitet. Auf der ganzen Welt, selbst in den USA, werde in aussichtslosen Situationen aktive Sterbehilfe an Minderjährigen geleistet, die Zahl nehme stetig zu. Die Ärzte sprechen von  weltweit 600 Fällen pro Jahr. Sie erinnern an die heftigen Einwände seitens des Vatikans; gleichzeitig halten sie aber auch fest dass die betroffenen Kinder unbeschreiblichen Schmerzen ausgesetzt seien.  Selbst mehrere Operationen könnten nicht verhindern, dass die Kinder in vielen Fälken permanent unter Anestäsie gestellt werden müssten. Studien hätten zudem aufgezeigt, dass Kinderärzte weltweit in aussichtlosen Fällen Euthanasie befürworten würden. Allein in Frankreich liege die entsprechende Rate bei  nicht weniger als  bei nicht weniger als 74 %».

 

Was soll ich schreiben?

Mir ist kalt gewesen, als ich den Text gelesen habe. Mir wird übel von diesem Sprachgebrauch, der säuberlich gereinigt wird von jeder Emotion. Menschen helfen Menschen zu sterben. Es sind Neugeborne, sie werden ihr Leben leiden müssen, so glauben die Ärzte, ein zweiter Arzt wird gefragt, ob es das auch glaubt und die Eltern werden gefragt, ob sie mit der Tötung einverstanden sind, dann wird das Kind geötet. Es wäre besser nicht zur Welt gekommen.

Ich kenne aus meinem Bekanntkreis keinen solchen Fall. Ich kenne einen Fall aus meinem Bekanntenkreis, da war das Kind mit einem Mikrocephalus geboren. Der Arzt schlug den entsetzten Eltern vor, keine lebensrettenden Sofortmassnahmen zu unternehmen, sondern zu schauen, ob das Kind von alleine atmen könne. Die Eltern waren einverstanden, das Kind lag in ihren Armen und starb nach wenigen Stunden.

Zwei Jahre später wurde ihnen ein gesundes Kind geboren.

Was soll man sagen?

War das richtig?

Ich weiss auch nicht, ob die erzählte Geschichte mit der «wirklichen Wirklichkeit»  übereinstimmt.

Ich weiss nichts dazu, ich ahne nur die Verzweiflung ob eines solchen Entscheides und etwas in mir sträubt sich, die beiden Fälle zu vergleichen. Für mich ist es nicht das gleiche etwas zu unterlassen, als etwas aktiv zu tun.

Andererseits ....

Ich bin irgendwie überzeugt, dass wir Menschen nicht in der Lage sind, solche Dilemmata rational zu lösen. Und es gibt kein Sein ohne Verantwortung und kein Handeln ohne Schuld.

Was also soll man tun?

Noch spricht der Text nur von den unsäglichen Schmerzen, die diese Neugeborenen erwarten, noch sorgt man sich um ihre Subjektivität,  noch hat niemand davon geredet, was es kostet, sie am Leben zu erhalten und ihr Leben lang zu pflegen.

Wenn Menschen die Fähigkeit haben hier lebenserhaltend einzugreifen, was sollen sie tun?

Ich bin nie in einer solchen Situation gewesen, aber ich weiss aus eigener Erfahrungen, wie Schmerzen die Seele auffressen, sie zersetzen und auflösen, einem den Lebensmut aus der Seele saugen.

Was würde ich tun, wenn ich wüsste, dass mein Kind, das eben zur Welt kam, sein Leben lang solche und vielleicht noch ärgere Schmerzer erleiden wird?

Wo ist die Grenze des Schmerzes?

Oder ist das eine falsch gestellte Frage, darf ich diese Frage gar nicht stellen?

Ich glaube nicht daran, dass eine gesetzliche Regelung, welcher Art auch immer, das Problem zu lösen vermöchte.

Es ist nicht ein Problem auf dieser Ebene.

Es ist richtig, dass es verboten ist, Menschen zu töten und es ist vielleicht auch richtig, davon manchmal Ausnahmen zuzulassen. Aber diese Meinung ist eine hilflose, weil am Schluss ein Mensch getötet wird.

Für mich ist das nochmals eine andere Frage als jene der Abtreibung, wo eine Frau sich dazu entschliesst, einem in ihr gezeugten Leben, keinen Ort zum Wachstum zu geben, da es ihr Bauch ist, über den sie entscheidet.

Mir scheinen die klaren Regelungen, seien sie religiös oder ethisch, oder sonst irgendwie motiviert, nicht zur Klarheit zu führen, ganz gleich, wie man sie zu klären versucht.