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Unter diesem Obertitel steht ein Lead:
«Invalidenverbände gehören zu den schärfsten Kritikern dere Neugestaltung des Finanzausgleichs und der Aufgabenteilung Bund -Kantone (NFA). Sie propagieren eine Schlechterstellung der Betroffenen. Die Kantone, die neu für die die Sonderschulenn und für die Eingliederungseinrichtungen zuständig werden, verwahren sich in aller Form gegen dieses Misstrauen. Auch ein Teil der Behindertenverbände macht bei der Nein-Kampagne zur NFA nicht mit, wie im Folgenden zwei konträre Meinungen zeigen».

Unter diesem Lead ist ein Bild abgedruckt. Es zeigt die Werkstatt eines Prothesenbauers. Der Prothesenmechaniker richtet gerade eine Beinprothese (Ober- und Unterschenkelprothese mit Fuss und Schuh).

Das Bild ist mit der Legende untertitelt:

«Die Vorlage Neugestaltung des Finanzausgleichs wirf auch einige Fragen zur Effizienz des heutigen Invalidenversicherungssytems auf».

Hony soit qui mal y pense - wenn man nun als Subtext dieser Informationsrahmung «Eingliederungseinrichtung» assoziert mit Fragen der Effizienz der Invalidenversicherung, wo ein Bild gezeigt wird, auf dem ein künstliches Glied gerichtet wird?

«Es spielt der Invalid ein Lied für Sie» – dieser Satz steht auf einer Drehorgel, die ein Blinder, gekennzeichnet durch die gelbe Binde – warum assoziere ich dabei immer den Judenstern der Nazis? –, manchmal in der Stadt bedient. Der Strassenmusikant verursacht Geräusche, wie alle Strassenmusikanten, die ich zu hören gezwungen werde, und verlangt dafür, dass die durch ihn erzeugten Geräusche an mein Ohr dringen, Geld.

Eigenartigerweise gehen die Strassenmusiker davon aus, sie würden einem mit ihren Geräuschen Freude bereiten, Troubadix lässt grüssen.

Wessen Lied wird eigentlich bei der Auseinandersetzung um die NFA gesungen?

Peter Wehrlis Positionen sind klar. Seit jeher kritisiert er die bestehenden Behindertenverbände. Er sieht seine Funktion und jene des ZSL als radikale kritische Stimme einer Bewegung von behinderten Menschen, die für eine «Enthinderung» ihrer Situation kämpfen.

Sein Kampf gegen skandalöse Zustände ist berechtigt. Seine Position aber, verabneigt dazu, eine eigene soziale Situation als mobilitätsbehinderter Intellektueller, zu verabsolutieren. Und so ist seine Position zwar erfreulich kämpferisch und radikal, aber sie enthält Ambivalenzen, die nicht zu Ende gedacht sind, wenn er schreibt:

«Wir werden auch die kantonalen Politiker viel leichter identifizieren können, welche die Aussonderung fördern, und jene, welche die Integration unterstützen. Das Verstecken hinter IV und Bundesbern wird schwieriger.

Einige Menschen mit Behinderungen und ihre Familien werden in Kantone ziehen, die erfolgreichere Modelle verwirklichen. Diese Konkurrenz wird, wenn die Behinderten und ihre Freunde diese Chance nutzen, die Entwicklung von effizienten Modellen fördern und den gravierenden Rückstand der Schweiz gegenüber andren westeuropäischen Ländern auf diesem Gebiet verringern».

Wehrli vertritt die Überzeugung, dass Integration sich auch finanziell auszahlt, wenn nicht falsche Anreize, das Bild verfälschen, er argumentiert auf der Ebene der Sachlogik, wie seine vermeintlichen politischen Gegner. Auch er täuscht sich über den Staat und wirkt in seiner quasimarktwirtschaftlich-neoliberalen Argumentationsweise eher etwas frival.

Denn Wehrlis Argumente gelten nur für bestimmte Rahmenbedingungen. Da ist zunächst und am wichtigsten, die politische und militante Einstellung der Akteure auf der Seite der Menschen mit einer Behinderung.

Ist solche Mündigkeit nicht gegeben, – und für viele Menschen, die behindert werden durch unsere Gesellschaft, ist gerade dies oft der Fall – dann wird sein Kalklül nicht aufgehen. Es ist ja gerade häufig die durch die staatlichen Dispositive hergestellte Unmündigkeit, die den Weg zum mündigen Handeln erschwert, wenn nicht verunmöglicht.

Und schliesslich ist zu überlegen, inwiefern gerade auf dem Hintergrund einer zynisch interpretierten Sachlogik, die auf die immer leeren Kantonskassen und die deshalb leider notwendige Priorisierung sozialer Fragen und Probleme, nicht genau eine solche kantonale Politkk bezweckt werden kann, Menschen mit einer Behidnerung loszuwerden, bzw. zu verhindern, dass welche zuziehen. Und so besteht die Gefahr, dass unter dem Label von Wettbewerb es allen Behinderten schlechter gehen wird als vorher.