KOBLENZ: Die Anklage lautet auf Mord: Die Staatsanwaltschaft Koblenz ist überzeugt, dass ein 37-jähriger Mann und seine 27-jährige Frau im Dezember 2003 an seiner behinderten Ex-Freundin geplant und sie anschliessen gemeinsam einbetoniert haben. Das 33-jährige Opfer, das nach mehreren Schlaganfällen stark behindert war, lebte auch nach dem Ende der Beziehung mit ihrem Ex-Freund, mit dem sie ein Kind hatte, im gleichen Haus. Weil die Behinderte für das Paar zum lästigen Pflegefall wurde, sei sie von der 27.jährigen erwürgt worden. Danach habe das Ehepar sie in Plastiksäcke verpackt und im Keller des Einfamilienhauses einbetoniert. Das Paar sitzt in U-Haft».
Was passiert eigentlich, wenn so etwas passiert?
In welche imaginären Gefängnisse haben sich Menschen geflüchtet, aus denen sie nur mittels Mord wieder auszubrechen vermeinen?
Was geschieht mit dem Kind, das zuerst erleben musste, wie seine Mutter sehr schwer behindert wurde und dann dass die neue Frau des Vaters mit seiner Hilfe seine Mutter ermordete?
Was hat zu dieser fürchterlichen Enge geführt, die nur noch in wahnsinniger Gewalt einen Ausweg gefunden hat?
Warum hat die Familie die Frau nicht in ein Pflegeheim gegeben, wenn sie mit deren Pflege überfordert war oder sich irgendeine Hilfe geholt?
Warum hat niemand vorher etwas gemerkt?
Der Zug fährt ins Tunnel, es wird dunkel. Im Kopfhöhrer singen CSN&Y «Teach your children well, their fathers hell did slowly go by» Everybody sing with us. Wieviel Alltagsfaschismus erträgt eine Kultur?
Heute Vormittag habe ich eine bllinde Studentin getroffen, die am Institut studiert und nun mitten in den Prüfungen steckt. Einer der Professoren hat ihr für die dreitägige Arbeit soviel Literatur zu lesen gegeben, dass sie fast 20 Stunden an ihrem Lesecomputer verbringen musste. Ist das nur ein Versehen, ist es Unkenntnis?
Weshalb kann nicht nach dem Bedarf entschieden werden?
Aus der Klimaanlage des Zuges stinkt es nach Shit, irgenwo kifft wieder einer..
Es nützt nichts zu wissen, dass diese Alltäglichkeiten alle politische eingerichtet sind und man sie deshalb auch verändern kann.
Es kämpft keiner für die Veränderung dieses Alltags. Es gehört wohl zum persönlichen Risiko eines Menschen zu erblinden, einen Schlaganfall zu erleiden, deswegen totgeschlagen zu werden. Pech gehabt, waren wohl schlechte Gene.
Am Morgen bespreche ich mit einem Studenten eine Arbeit über ein sogenannt hyperkinetisches Kind. Der Hausarzt der Familie fordert ihn auf, wegen möglicher sexueller Übergriffe achtsam zu sein. Man munkle einige über diese Familie. Der junge Mann, der an einer Schule unterrichtet sagt mir in jeder Klasse habe es einen, zwei oder gar drei Schüler, die sexuell missbraucht oder ausgebeutet würden. In einem Fall habe die Mutter ihren Sohn sogar gewzungen, sich zu prostituieren. Im Verfahren sei aber nichts herausgekommen, weil die beiden zusammengehalten hätten und eine Fremdplazierung gedroht hätte. Der Junge habe die Schulzeit nun absolviert.
Es ist hilflos und nutzlos darüber zu klagen, dass die Menschen die Orientierung verloren haben. Es ist trotzdem so.
Demokratie besteht nur in der Einmischung der Bürger, die Stones spielen inzwischen «sympathy for the devil» es gibt einen sensationellen Film von J. L. Godard «1+1 » über die Studioarbeiten der Rolling Stones an diesem Stück. Der Film besteht aus zwei Filmen, der eine ist die Studioarbeit, wie das Stück entsteht, der andere spielt auf einen Autofriedhof am Fluss, wo ein Militanter ein Manifest gegen den Imperialismus verliest. Der Film ist von niemandem geschätzt worden. Man sollte ihn vielleicht bei Gelegenheit wieder einmal zeigen.
Es ist gewiss immer schon alles da.
Man kann es auch zeigen, aber vielfach kann es nicht gehört werden. Das ist allerdings nicht ein didaktisches Problem sondern ein strukturelles...
... please allow to introduce myself, I am a man of wealth and taste...
Man muss die Zeichen an der Wand nicht nur zu sehen in der Lage sein, man muss sie auch zu lesen wissen.