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Im Klartext sieht das dann so aus, dass der Trainer im «Popstars» Detlef D! Soost den KandidatInnen sagt: «Nur wenn du die Sache nicht nur als Job ansiehst, sondern als Passion, hast du eine Chance».

Als Toni Negri im Mai 2007 im Tinguely-Museum einen Vortrag über Guy Debord hielt – dieser Vortrag stand im Zusammenhang mit einer Ausstellung über die situationistische Internationale – sagte er in der anschliessenden Diskussion« vous travaillez 24 heures sur 24 heures. Mêmes si vous rèvez, vous traviallez!»

Was er damit meint hat in seinem, mit Michael Hardt als Erstautor, geschriebenen Buch «Empire» dargesetellt, die reelle Subsumtion der Menschen als Arbeitskraft unter das Kapitalverhältnis.  Diese Botschaft, «Du musst alles (preis-)geben, auch Deine Gefühle, damit Du noch vorne kommst. Nur so erhältst Du den Preis». What else can we say: comptition at its best. Doch schon in meiner Jugend stand auf jedem Flipperkasten: «IT'S FUN TO COMPETE!». Dahinter stehen solche etwas verqueren Mtaphern, wie jene der «Ich-AG», Hypostasierungen von Unternehmentum für Menschen, die zeitlebens lohnabhängig bleiben werden. Schutzbach hält fest: «Uns wird weisgemacht: Arbeit ist längst nicht mehr nur Pflicht, sondern verspricht Spass und persönliche Erfülung. Weil zum Beispiel nur ein starker Rücken den Tag im Büro erträglich macht, folgt das unternehmerische Selbst dann auch noch dem Appell nach der Arbeit an seiner Fitness zu feilen. Dabei wird es von einer umfassenden Fitness-Industrie  bestehend aus Medien, Wellness-Centren, Physiotherapeuten und Sportartikelfirmen – zu der Einhalten von Massstäben in allen Lebenslagen angetrieben. Es gilt effizient zu schlafen, zu sprechen und zu essen».

Würde man heute noch die alten Konstrukte von Entfremdung verwenden, dann käme man zum Schluss, dass mit der reellen Subsumtion der Person unter den Verwertungsprozess des Kapitals, dieses gesellschaftliches Verhältnisse im wahrstens Sinne des Wortes  in den Subjekten inkoporiert wird.

Die Autorin ist besorgt: «Der beunruhigendstes Moment bei «Supermodel» kommt, wenn man feststellt, dass Laufstegtrainer Bruce Darnell und all die anderen Juroren knochenhart an das glauben, was sie sagen. Sie agieren nicht im Auftrag einer verborgenen Agenda, sondern als Puzzleteile in einem System, in dem Kontrolltechniken längst nicht mher von freiheitlichem Handel unterschieden werden können».

Mit dieser Feststellung liefert sie auch implizit einen Hinweis darauf, weshalb religiöser Fundamentalismus teilweise so attraktiv wirkt, weil er eschatolisch einen Ausweg aus dieser statlinistischen Falle, dass Freiheit die Einsicht in die Notwendigkeit sei, zu bieten scheint, da das kommende Reich nicht von «dieser Welt» sein wird.

Die NZZ am Sonntag kennt eine Rubrik «Meinungen». In dieser Rubrik nimmt am 25. Januar 2009 auf Seite 19, die Rektorin der ETH Zürich, Frau Professor Dr.  Heidi Wunderli-Allenspach, die ordentliche Professoring für Biopharmazie an der ETH Zürich ist, unter der Schlagzeile: «Es gibt Unterschiede, stehen wir dazu», Stellung. Und so argumentiert sie denn auch. «Schaut man auf die Herkunfsschulen, so stellt man bei unseren Studierenden Unterschiede fest. Deshalb auch unsere Aussage, dass der Studienerfolg an der ETH auch von der Herkunfsschule abhängt. Wir sagen nicht mehr und nicht weniger».

Sie fährt dann fort: «Welche Ursachen dem zugrunde liegen, darüber lässt sich diskutieren». Die Studie kann darüber nichts aussagen. Sie versucht dann Öl auf die Wogen der Empörung zu giessen, wenn sie sagt: «Es liegt uns fern, die Qualität einzelner Schule zu beurteilen. Wir sagen lediglich, aus der fachlich fokussierten Sicht der ETH, dass es Unterschiede gibt und dass es sich lohnt, darüber nachzudenken». Zweifellos.  Damit ist jedenfalls die Diskussion angestossen, denn es ist allemal klüger eine Korrelation zu berechnen, als einen theoretisch fundierten Zusammenhang zu postulieren, ihn zu operationalisierung und empirisch zu überprüfen, das wäre bloss kruder Positismus und darüber ist man in unseren postmodernen und postpositivistischen Zeiten, die ja auch die Postdienste liberalisieren, weit hinweg.

Ein wenig schwieriger ist das bereits für den empirischen Bildungsforschen Franz Eberle von der Universität Zürich, der sich in der NZZ am Sonntag vom 25. Januar 2009 in der Rubrik «Wissen» auf Seite 64 mit der Schlagzeitel «Die Unterschiede sind sehr gross», zu Wort meldet. Er ist an der Universität Zürich Professor für Gmnasialpädagogik und hat das Projekt  EVAMAR II geleitet, das weder mit Eva, Maria oder dem Meer zu tun hat, sondern mit der Evaluation von Maturen. Dieses Evaluationsprojekt hat festgestellt, dass grosse Unterschiede bestehen zwischen «Einzelpersonen, Klassen, , Prüfungen und Schwerppunktfächern» das häte man zweifellos auch so wissen können, aber halten wir mit der Rektorin der ETH fest, dass es Unterschiede gibt und dass wir auch dazu stehen. Andererseits könnten wir auch zu den Unterschieden liegen oder sitzen. Aber das wäre geklauert, und gerade das wollen wir ja nicht. Professor Eberle moniert im Interview mit der NZZ am Sonntag vom 25. Januar 09, auf Seite 64, dass im Kanton Zürich jede Schule ihren eigenen Lehrplan hätte und meint wörtlich: «Ich denke, das ist eine Baustelle, und man wird sich wieder vermehrt verbindlich darauf einigen müssen, was denn der Inhalt gymnasialer Bildung sein soll». Mit dieser Diagnose ist unmissverständlich die implizite Forderung nach einer Helmtragepflicht für MittelschullehrerInnen formuliert, auf Baustellen wird bekanntlich Sicherheit gross geschrieben, wie sagt die SUVA irgendwo «Kluge Köpfe tragen Helme» oder so irgendwie. Zu den unterschiedlichen Leistungen hält Eberle lakonisch fest: «Eine gewisse Streuung liegt in der Natur der Sache», aber es kommt noch schlimmer, die Schulforschung befindet sich tief in den Sümpfen der Unwissenheit. Zwar ist rund ein Fünftel der MaturandInnen in ihren Leistungen ungenügend – ist ja irgendwie auch ein ätzendes Fach falls es die Lehrkraft nicht attraktiv zu machen versteht, aber manchen Mathematiklehrkräften scheint angesichts der Leistungen ihrer Zöglinge der Spass abhanden gekommen zu sein, dabei hat das Wilhem Busch festgestellt: «Humor ist  wenn man trotzdem lacht», wie auch immer! Aber nun komm't. Professor Eberle sagt: «Dabei wissen wir allerdings nicht, ob die Note 4 auch die Grenze zwischen «studierfähig» und «nicht studierfähig» markiert. Aber insgesamt sind unsere Ergebnisse ein starker Indikator dafür, dass eine erhebliche Zahl an Maturanden nicht lückenlos studierfähig ist».

Bildungspolitisch gesehen ist das natürlich sehr bedenklich. Allerdings wier halten mit der ETH Rektorin fest, dass es Unterschiede gibt und das wir dazu stehen sollten. Wir sollten auch dazu stehen, dass seit Bologna eine Matur gar nicht mehr nötig ist, um an der Universtität zu studieren, sobald man nämlich über die Fachhochschule zum Ba gelangt ist, kann man von dort auch an einen universitären MA weiterrutschen und im schlimmsten Fall sogar promovieren.

Kathrin Meier-Rust, die Interviewerin hat noch einen drauf mit der Frage:

«Wenn schon eine Kindergärtnerin heute eine Matur braucht, darf diese Matur eben nicht allzu schwierig sein»

Professor Eberle antwortet eher diplomatisch:

«Eine gewisse Kanalisation ergibt sich tatsächlich von selbst: Wer in Mathe schlecht ist, wird nicht an die ETH gehen. Aber ich denke, man muss die matur an ihrem anspruch der allgemeinen Studierfähigkeit für die Uni setzen – und dieser Anspruch muss eingelöst werden».

Kein Wort des Professors zur irgendwie saudummen Bemerkung gegen die KindergärtnerInnen. Es ist interessant zu sehen, dass für die anspruchsvollste erzieherische Aufgabe, jene der frühen Förderung noch immer der common sens vorherrscht, dass es dafür kein besonderes Fachwissen und keine besonders gute Vorbildung braucht.

Schliesslich hält Professor Eberle auch noch fest:

«Leistung braucht jedoch nicht nur Begabung. Vieles kann man auch durch Fleiss erreichen».

 

 

 

 

 

Literatur:

Hardt, Michael, Negri, Antonio. 2001. Empire. Cambridge, London: Harvard University Press.