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Der schweizerische Staat, der stets besorgt um seine Finanzen ist, hat in den letzten Jahren, in Vorbereitung auf die kommende Krise alle Sozialversicherungen durch den Souverän massiv kürzen lassen. 

Immer wieder wurde den Menschen dieses Landes suggeriert, die Kassen seien leer. 

Und drohten sie sich zu füllen, so  wurde argumentiert, man müsse die Steuern gerade für die Reichsten im Lande senken, damit diese dem Lande zu mehr Reichtum verhelfen würden, womit durch die Steuersenkungen auch in den wirtschaftliche guten Zeiten, die staatlichen Ressourcen knapp und die Staatsverschuldung hoch gehalten werden konnte, was ein weiteres Argument dafür liefert, die Sozialleistungen zu kürzne. 

Dieser gleiche Staat hat im Herbst 2008 nur wenige Wochen gebraucht, um die in ausländischer Hand sich befindliche private Bank UBS mit einer Bürgeschaft von 60 Milliarden Dollar für etwas, was Banker «toxische Papiere» nennen zu bürgen. Als ob «Wertpapiere» – man muss sich bemühen ob dieses Begriffes nicht zu lachen – giftig sein könnten!

Als Sicherheit für diese Bürgschaft verlangt der schweizerische Staat eine Sicherheit von 6 Milliarden SFR, welche die Bank nicht aufzubringen in der Lage war, oder dazu nicht in der Lage sein wollte. 

Worauf der gleiche Staat flugs eine Wandelanleihe von eben dieser Höhe zeichnete, sich also mittelfristig Aktien dieser Firma geben lässt. 

Das ist immerhin die Hälfte des stets bejammerten strukturellen Defizites der Invalidenversicherung (IV). Bei all diesen Hilfen für eine private Firma, deren Kapitaleiger das Risiko des Fallierens aus freien Stücken ja eingehen, und worauf hier nicht weiter eingegangen werden soll, muss doch festgehalten werden, dass es keiner der involvierten PolitikerInnen auch nur in den Sinn gekommen wäre von der mit staatlicher Hilfe gertteten Bankt etwa zu verlangen, dass die Diskriminierung der Frauen bei den Lühnen mit sofortiger Wirkung zu beenden sei, dass die Bank bis in fünf Jahren CO2 frei sein muss, dass sie ihren Anteil an so genannt behinderten Mitarbeitenden signifikant erhöhen muss.

 

Wie sagte doch der englische Dichter William Blake (1757 - 1827) –  vor langer Zeit allerdings:

 

Every night and every morn

Some to misery are born

Every morn and every night

Some are born to sweet delight

 

In diesem Sinne findet sich denn auch das Dauergerde von der Härte gegenüber Straftätern, von der «Nullteloranz» in Sachen Kriminalität im Munde von Politisierenden von links bis rechts. 

«Nulltoleranz», man kann sich das Wort so richtig auf der Zunge zergehen lassen, um zu merken wie hohl und inhaltsleer es ist. 

Der «Nulltoleranz» des Neoliberalismus den «Kleinen» gegenüber entspricht die «Volltoleranz» gegenüber den «Grossen». Staatliche Vollkasko für Grosszocker.

Dieser Diskurs erfüllt freilich seinen Zweck. 

Er macht die «Bedrohung» der «Gesellschaft» durch Kriminelle sichtbar und kanalisiert so die aus wachsender Verunsicherung des Handelns der «Grossen» sich nährende Angst der «Kleinen». 

Er organisiert die Individualisierung der durch die wachsenden strukturellen Spannungen ins Unerträgliche angewachsenen anomischen Spannungen. Indem er sie individualisiert, notfalls via soziale Vorurteile gegenüber sozial Schwachen, wie Migranten und Behinderten, auf machtschwache gesellschaftliche Gruppen ableitet, kanalisiert er das Anti-Status-quo-Potential.

Es sind genau jene «law and order» Parteien, die eine Politik betreiben, die strukturell zu den Problemen führt, aus deren Anomie sie ihre Wählerschaften rekrutieren. «Falsches Bewusstsein» nannte man das früher, vor langer Zeit. Es ist nur möglich, wenn der Autoritätskomplex in der Bevölkerung stetig gross genug ist. Ihn zu nähren, dazu dient die harte Linie im Strafvollzug. Aufklärung, die not tut, ist ein heute wenig nachgefragter Artikel, weil sie als Ware noch nie wirklich getaugt hat. 

 

Hier erklärt Bernhard Widmer in der Rubrik «Durchblick» die menschliche Psyche, so jedenfalls preist ihn die Abendzeitung an. 

Heute also erklärt er uns etwas über Charles Darwin und die Evolutionstheorie mit dem Titel «Darwin hat einen schweren Stand». 

Es lohnt sich, den Text im Wortlaut zu zitieren:

«Die Evolutionstheorie ist die erfolgreichste wissenschaftliche Theorie, die je entwickelt worden ist. Sie ist von beispielloser Einfachheit und Eleganz und erklärt nicht weniger als die Entwicklung allen Lebens. Dabei wird sie durch eine unermessliche Fülle an empirischer Evidenz gestützt. Und noch nie wurde eine Entdeckung gemacht, die sich mit ihr nicht verträgt. Unter Wissenschaftlern ist sie deshalb auch völlig unumstritten. 

Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass in der Schweiz nur gerade 60 Prozent der Bevölkerung die Evolutionstheorie für wahr halten. Diese grosse Skepsis ist nicht darauf zurückzuführen, dass Darwin Gott überflüssig machte. Es gibt zahlreiche gläubige Wissenschaftler, die keinen Widerspruch zwischen ihrem Glauben und der Evolutionstheorie sehen. 

Viele Menschen lehnen die Evolutionstheorie vielmehr deshalb ab, weil sie ihnen als moralisch schädlich erscheint. Sie sehen in ihr eine Rechtfertigung von rücksichtslosem Egoismus. Dieses Verständnis der Evolution ist jedoch falsch. Die moderne Forschung kann nämlich zeigen, dass die Bereitschaft anderen selbstlos zu helfen, nicht im Widerspruch zur Evolution steht, sondern von dieser sogar hervorgebracht worden ist». 

 

Interessant an diesem Finding, von dem ich nicht weiss, woher der Autor es hat, ist die Argumentationsform. Es geht darum, was Menschen in der Schweiz für «wahr» halten, woran sie also glauben. 

Der Autor behauptet, dass 60 Prozent der SchweizerInnen deshalb nicht an die Evolutionstheorie glaubten, weil sie in ihr einen rücksichtslosen Egoismus am Werk sehen, den sie moralisch als schädlich betrachten. Dieser Befund projiziert neoliberales Denken zurück in die Natur, nachdem dieses in einer grossangelegten Nauralisierung den Egoismus in der darwinschen Evolutionslehre zu rechtfertigen versucht hat. 

Nicht minder naturalisierend ist die Argumentation mit dem Gegenteil, nämlich zu sagen, dass es die Evolution gewesen sei, welche die Selbstlosigkeit hervorgebracht hat. 

Nun Ähnliches behauptet ja auch der Zürcher Neuroökonome, der nachgewiesen zu haben meint, dass entgegen den Annahmen des homo ökonomicus Gesellschaft niemals alleine über eine egoistisches Prinzip reguliert werden kann, sondern immer auch der Einhaltung von Regeln bedarf, die das uneingeschränkte Handeln einschränken.