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Erich Otto Graf 2021. Aufklärung – Dämmerung. Berlin. epubli. ISBN 978-3-7549-2019-0

Ich meine, dass wir in einer Zeit der Dämmerung leben. Es dämmert, aber wir sind unsicher ob es einnachtet und also die Eule der Minerva, sich aufmacht, post festum wie Hegel festgestellt hat. Wenn etwas zur Geschichte geworden ist, dann lässt es sich nicht mehr verändern, sondern nur noch unterschiedlich verstehen und interpretieren, wobei mit wachsendem zeitlichem Abstand zum Geschehen, die Freiheitsgrade der stets etwas willkürlichen Interpretationen anwachsen.
Ob der Lichtschein Abendrot oder Morgenrot bedeutet, dass weiss zur Zeit niemand mit Sicherheit zu sagen. Setzen wir uns also dafür ein, dass es das Morgenrot ist, und zwar das Morgenrot jenes lichten Frühlings einer besseren Welt.
Wir wissen freilich genug, um zu handeln, und selbst dort, wo wir nicht genau genug wissen, können wir so handeln, dass wir uns auf der sicheren Seite der Morgenröte befinden. Die zu lösende Frage ist allerdings, weshalb wir nicht handeln oder schneller handeln, als wir es tun.

Dieser Text ist für mich ein Experiment. Es ist der Versuch, Gedanken assoziativer als sonst aufzuschreiben, ohne dabei den Zusammenhang, der sie verbindet, aufzugeben. Es ist der Versuch an Erinnerungen und Vorstellungen anzuknüpfen und sie weiter zu treiben.
Der Text handelt, wie alle meine Bücher in den letzten Jahren, davon, wie wir lernen uns als Teil der Weltgesellschaft, die im Entstehen ist, zu verstehen, und auf welchen Pfaden wir unterwegs sein können, damit jener Weg entsteht, auf dem wir gehend, die grossen Probleme unserer Gegenwart lösen können.

Erich Otto Graf 2020. Auf der Strasse der Befreiung. Berlin.epubliI

ISBN; 978-3-752966-62-6

Dieses Buch, ist wie viele meiner Bücher keines, das einer linearen Entwicklung eines Gedankenstrangs folgt. Es beginnt vielmehr mit der Entwicklung einer Problematik, einer Reihe von Argumenten, die zueinander in Beziehung gesetzt werden. Je weiter man diesen Argumenten aber folgt, umso mehr wird man mit Erstaunen oder Erschrecken – je nach der (momentanen) charakterlichen Verfassung – feststellen, dass die Argumente sich verzweigen, dass die Dinge sich verkomplizieren, wenn wir ihnen in ihre Tiefen zu folgen versuchen. Der Text wird dann assoziativ und greift scheinbar weit entfernt liegende Aspekte der Thematik auf. 
Daraus ergibt sich eine spiralige Gestalt des Textes. Vieles wird wiederholt, aber nicht auf die gleiche Art und Weise.

In der Region um Tschernobyl brennen die radioaktiv verseuchten Wälder wegen der anhaltenden Trockenheit breiten sie sich rasch aus, vielleicht hat auch jemand den Wald angezündet, man weiss das nicht so genau; dort wo sie also die Klimaerwärmung die Atomkatastrophe, bzw. deren Folgen, umarmt, steigt gleichzeitig die Anzahl der an COVID-19 erkrankten Patienten rasch an. Irgendwie mag man so was nicht gerne zur Kenntnis nehmen
Am 27. Februar 2020 war ich noch in Wien an einer wissenschaftlichen Tagung, in scheinbarer Normalität, am 28. Februar 2020 wurden in der Schweiz durch die Regierung alle Versammlungen mit mehr als 1000 Personen verboten und am 27. März 2020 waren in der Schweiz gegen 12'000 Menschen erkrankt, alle bis auf die so genannt lebenswichtigen Geschäfte geschlossen, die Menschen auf ihre Wohnungen beschränkt, alle Schulen und Hochschulen bis auf weiteres geschlossen, der Präsenzunterricht verboten und unterrichten über das Internet angesagt, die Notstandsdispositive umgesetzt. Diese Veränderungen haben die Fertigstellung des Manuskriptes beeinflusst.

Erich Otto Graf. 2019 (2015). Kultur Arbeit Welt. Die Aneignung der Welt durch das Tun der Menschen.
2. überarbeitete  Auflage. Berlin. epubli.

Dieses Buch handelt davon, wie Menschen sich untereinander und nebeneinander organisieren, und wie sie sich über Arbeit Natur aneignen, sie welten.
Die in diesen Prozessen entstehenden Kulturen orientieren des Handeln der Menschen.
Das Buch untersucht das Funktionieren unserer Kultur, die durch die kapitalistische Produktionsweise und den sie begleitenden Denkstil der Moderne geprägt ist
Kultur lässt sich als das Ordnen der Welt mit Hilfe von symbolischen Begriffen verstehen.
 Kulturen sind performative Codesysteme. Damit sie beständig werden, müssen sie stets getan werden. Die Art und Weise, wie dies in der kapitalistischen Produktionsweise geschieht, bedroht  die Aneignungs- und Vermittlungsprozesse zwischen den Generationen und riskiert damit den Bruch dieser Kultur.

Im ersten Teil findet eine Diskussion über Kultur als Aneignung von Welt statt. Dabei ist eine Auseinandersetzung mit dem Arbeitsbegriff von Karl Marx zu führen. Das marxsche Konzept von Arbeit wird erklärt und aus der Sicht der heutigen Diskussion befragt. Die Institution des Privateigentums wird kritisiert.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Auswirkungen der gesellschaftlichen Arbeitsteilung auf die heute in der Weltgesellschaft lebenden Menschen. In einem Exkurs setzen sich Irina Bühler und Simone Oelhafen mit der von Richard Sennett formulierte Hypothese der Zersetzung von Charakter auseinander. Was wird zersetzt? Was sind die Folgen der Charakterzersetzung für die Persönlichkeitsstrukturen in unserer Kultur?
Der dritte Teil befasst sich mit Fragen der Wissensgesellschaft, der menschliche Emanzipation aus den kapitalistischen Abhängigkeitsverhältnissen aus eigener Kraft herauszutreten und damit, wie eine solche Praxis sich gestalten lassen könnte. Damit ist die Frage nach der Transformation jener Institutionen gestellt, die unseren Alltag ausmachen.

Erich Otto Graf (Hrsg.). 2017. Sprechweisen. Berlin. epubli

ISBN: 978-3-7418-8340-8

Das hier vorliegende Buch versammelt Texte, die im Rahmen des Forschungsprojektes »Zur Untersuchung der Kreativwerkstatt des Basler Bürgerspitals, die durch dort beschäftigte Menschen untersucht, beschrieben und dargestellt worden ist« entstanden sind. Der ungelenke Titel des Projektes hat, wie aus den verschiedenen hier versammelten Texten hervorgeht mit der Geschichte dieses Projektes zu tun, das vom Oktober 2013 bis Ende Januar 2017 gedauert hat. Dieses Projekt hat in vielerlei Hinsicht etwas anders funktioniert als andere Forschungsprojekte. Deshalb haben wir uns entschieden, es von verschiedenen Aspekten her zu beschreiben.Dazu dient dieses Buch. Eine Gruppe von Menschen mit einer Einschränkung im so genannt kognitiven und/oder psychischen Bereich hat sich zusammengefunden, eine Forschungsfragestellung erdacht und entwickelt. Die aus der Forschungsfragestellung sich ergebenden Forschungstätigkeiten sind durch die Gruppenmitglieder, die alle aus der Kreativwerkstatt des Basler Bürgerspitals stammen, durchgeführt worden. Dazu dient dieses Buch. Eine Gruppe von Menschen mit einer Einschränkung im so genannt kognitiven und/oder psychischen Bereich hat sich zusammengefunden, eine Forschungsfragestellung erdacht und entwickelt. Die aus der Forschungsfragestellung sich ergebenden Forschungstätigkeiten sind durch die Gruppenmitglieder, die alle aus der Kreativwerkstatt des Basler Bürgerspitals stammen, durchgeführt worden.

Graf, E. O. (2017). Inklusionsforschung. Beiträge zu einer Ethnographie des Inlands. Berlin, epubli GmbH. ISBN978-3-8442-9219-0

Dieses Buch enthält meine Notizen zu einer gemeinsamen Forschung mit Menschen mit einer psychischen und/oder geistigen Beeinträchtigung. Diese Menschen sind alle in einer so genannten Beschäftigtungswerkstatt beschäftigt. Diese heisst Kreativwerkstatt und ist ein Betrieb des Basler Bürgerspitals.
Die Forschungsarbeit hat für mich vom September 2013 bis zum November 2016 gedauert. Während dieser Zeit habe ich ein Forschungstagebuch geschrieben, in welchem ich den Prozess, an welchem ich teilhatte aus meiner subjektiven Sicht heraus beschrieben habe.

In den drei Jahren dieser Forschung ist viel geschehen.
Eine Gruppe von Menschen mit sogenannten geistigen und/oder psychischen Beeinträchtigungen, trifft sich mit einer Gruppe von drei Forscher*innen um gemeinsam zu forschen. Aus dieser Arbeit entstehen verschiedene Produkte, unter anderen schreibt die Gruppe ein Buch, in welchem sie ihre Forschungstätigkeit dokumentiert.

 

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Graf, E. O. 2015. Behinderung im globalen Kontext. Über die Grenzen der Sonderpädagogik hinaus. acta empirica - nomade2 (pp. 104). Berlin: epubli.
Als Arbeitsgruppe setzen wir uns seit Oktober 2011 mit dem Thema Behinderung in einem globalen Kontext auseinander. Mit unseren Beiträgen verfolgen wir in erster Linie das Ziel einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Phänomen und den verschiedenen Konzepten von Behinderung.  Dabei versuchen wir insbesondere diese Dinge zu diskutieren, die im Rahmen der Akademie kaum bis keinen Platz finden. Aus diesem Grund stehen im Fokus dieses Buches Fragen der Grenzen von Disziplin und Forschung, welche sich diesem Phänomen und Konzept verschrieben haben.  Um diese in einem globalen Rahmen betrachten zu können fragen wir sowohl nach den Grenzen einer nationalstaatlich verfassten sonderpädagogischen Disziplin, nach Barrieren in und durch Forschung zum Thema Inklusion und Behinderung als auch nach den Fundamenten dieser beiden Konzepte selbst.
Die Beiträge des vorliegenden Buches haben wir im Sommer 2014 in Wien gemeinsam diskutiert und anschliessend auf Basis dieser Diskussionen überarbeitet.
Die Beiträge der Autor_innen sind, wie bereits in unserem ersten Buch, alphabetisch geordnet.

Julia Biermann beschäftigt sich basierend auf ihrer eigenen Forschung zu inklusiver Bildung in Nigeria und Deutschland mit den Herausforderungen vergleichender Forschung. In ihrem Beitrag hinterfragt sie das Konzept von „Entwicklung“ - als Fortschritt und nicht Prozess - kritisch auf seine Rolle  im Prozess der Wissensproduktion in Vergleichsstudien. Die Darstellung und Diskussion dieser Herausforderungen basiert auf den ersten Ergebnissen ihrer Studie.
Erich Otto Graf


geht in seinem Beitrag davon aus, dass die Entwicklung einer inklusiven Gesellschaft nur dann gelingen wird, wenn wir uns selbst bewegen. Das bedeutet allerdings, dass fast alles, was uns Identität und Stabilität verleiht, in Frage zu stellen ist. Der Beitrag kommt zum Schluss, dass wir lernen müssen unsere Urteilsvermögen so zu entwickeln, dass sie jedem Urteil, das sie fällen mit einer gewissen Distanz gegenüber stehen. So kann eine inklusive Gesellschaft eine Menschenmöglichkeit sein. 
Michelle Proyer stellt in ihrem Beitrag Überlegungen zu einem heiklen und selten berührten Thema in der international, interkulturell vergleichenden Forschung an. Darf man in Forschung zum Thema Behinderung involvierte Personen unsympathisch und beschriebene kulturelle Praktiken abstoßend finden?  Der Beitrag bringt  keine Rezepte zur Lösung, bietet allerdings die Möglichkeit die Scheu daran zu verlieren, Unsagbares auszusprechen und mit den Auswirkungen negativer Gefühle auf die Forschung und Interpretation der Ergebnisse offener umzugehen.
Margarita Schiemer beschäftigt sich in ihrem Text mit der Frage der „Kultur“ zur Umsetzung inklusiver Bildung. Dabei bezieht sie sich auf die Ergebnisse ihrer Forschung in Addis Abeba (Äthiopien). Die grundlegende Frage behandelt das Thema der Umsetzung eines inklusiven Gedankens in verschiedenen Kulturen. So wird anhand des Beispiels der Motivation von  Lehrer_innen diskutiert, inwiefern eine Kultur im gesellschaftlichen Sinne die „Kultur“ zur Umsetzung inklusiver Bildung beeinflusst.
Raphael Zahnd setzt sich in seinem Beitrag mit dem Thema der Solidarität auseinander. Der Essay geht auf verschiedenen Ebenen der Frage nach, weshalb Solidarität immer weniger gelebt wird, bzw. gelebt werden kann. Gleichzeitig zeigt der Text auf, weshalb dies ein Problem ist und wie diesem Zerfall entgegengewirkt werden könnte. Ein wichtiger Bezugspunkt bildet dabei eine Diskussion des Sozialen Modells von Behinderung.

E. O. Graf. (Hrsg.). 2014. Begegnungen mit Menschen in Behinderungssituationen. Berlin. epubli.
ISBN 9783844284942.

Überall wo Menschen sind, finden zwischen ihnen Begegnungen statt. Jede Begegnung zwischen Menschen hat immer auch Momente der Berührung. Menschen sind gesellschaftliche Wesen, die immer nur in Gesellschaft überhaupt leben können. Insofern ist Begegnung zwischen Menschen tatsächlich die Art und Weise, wie Menschen sind, aber die Art und Weise, wie Begegnungen zwischen Menschen stattfinden, sagt etwas aus über die Verhältnisse, in denen diese Menschen sich verhalten. Wenn Menschen sich begegnen, dann kreieren sie Situationen. Situationen sind Begegnungen von Menschen, die bedeutungsvoll sind, d.h. denen von den sie schaffenden Menschen Bedeutungen zugeschrieben werden, denn Begegnungen öffnen und schliessen Erwartungshorizonte für das, was gerade jetzt passiert. Aus diesen Gründen sind Situationen in Kontexten nie voraussetzungsfrei. Kontexte können wir verstehen als gerahmte Situierungen. Behinderung ergibt sich aus der ungleichen Chance der Partizipation aufgrund jener Aspekte menschlicher Heterogenität, die unter der Kategorie von Beschädigung oder Beeinträchtigung klassifiziert werden. Das Problem besteht im Wesentlichen darin, dass in die Rahmen der Konstruktion von Situationen notwendigerweise Annahmen über Normalitäten und Unterscheidungen einfliessen müssen. Es ist die Offenheit einer Situation, die der Lücke des Wissens und des Tuns entspricht, welche der Begegnung einen Raum lässt, einer Begegnung, die nicht zuerst der Herrschaft und Kontrolle dient, wie das als Fluchtpunkt ein Problem aller helfenden Beziehungen ist. Begegnungen zwischen Menschen verändern die Menschen. Inwiefern daraus Behinderungssituationen entstehen, hängt davon ab, welche Bewertungs- und Bemessungsmassstäbe dafür angelegt werden. Die in diesem Band versammelten Beiträge haben die Form von Erzählungen. Sie handeln von Begegnungen, die Studierende im Rahmen ihres Studiums bei der Untersuchung von Behinderungsphänomenen hatten. Ich habe die Autor_innen gebeten diese Begenungen hier zu erzählen und über die gemachten Erfahrungen nachzudenken. Es handelt sich um ganz unterschiedliche Begegnungen, um ganz unterschiedliche so genannte Behinderungen, die von ganz verschiedenen Menschen erlebt und aus verschiedenen Blickwinkeln heraus erzählt werden.

Titel Solidarität

Graf, Erich Otto. 2013. Solidarität.  Selbstaufklärung, Autonomes Denken, Handeln und Subjektivität. Berlin. epubli. ISBN 311978-3-8442-5853-0

sapere aude – wir wollen wissen – wir wollen es wissen!

Die Empörung über die festgestellten Ungerechtigkeiten dieser Welt und die Erkenntnis, dass wir uns in unserem Tun selbst tun, führt uns in die Situation, dass wir unsere Verhältnisse selbst bestimmen wollen. Ergreifen wir das Wort.
Ich habe drei einfache Veränderungsforderungen aufgestellt um die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse zu transformieren:
Ein bedingungsloser Zugang zu den Lebensmitteln für alle Menschen auf der Erde.
Stimm- und Wahlrecht für alle Menschen dort, wo sie leben.
Kontrolle der Arbeit durch die Arbeitenden selbst.
Das ist das vollständige politische Programm. Zur Zeit braucht es nicht mehr. Alle müssen leben können, alle müssen dort, wo sie leben, politisch entscheiden können und alle müssen bei der Verteilung des gemeinsam produzierten Reichtums entscheiden können.
Das Programm ist einfach, es ist leicht verständlich, allekönnen es verstehen. Nun können wir daran gehen, es umzusetzen.

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Graf, Erich Otto (Hrsg.). 2013. Globale Perspektiven auf Behinderung.
Berlin: epubli. ISNB-Nr: 978-3-8442-6665-8

Das Buch befasst sich mit Fragen interkultureller Forschung zu Behinderungssituationen.
Der Inhalt des Buches setzt sich aus acht sehr unterschiedlichen Artikeln zusammen, die sich alle mit einem Problembereich der internationalen und interkulturellen Forschung auf dem Gebiet der Sonder- und Heilpädagogik auseinandersetzen. Insgesamt wird ein breiter Bogen über die Notwendigkeit der Selbstreflexion, das „Verborgene“ im Forschungsprozess, die exemplarische Darstellung von Ergebnissen, die eigenen Rolle als Forscher_in im interkulturellen Vergleich, bis hin zu verschiedenen Möglichkeiten des Erkenntnisgewinns gespannt. Uns bleibt zu hoffen, dass Ihre Auseinandersetzung mit den Texten ebenso spannend und aufschlussreich verläuft wie die Arbeit an den Texten und noch viele zusätzliche Themen ans Licht bringen wird und wünschen ihnen eine anregende Lektüre.
Jan Weisser befasst sich in der Einführung zu unserer Tagung mit der Frage von Inhalt und Form der Wissensproduktion und deren Beziehung zu den jeweiligen Referenzrahmen.
Erich Otto Graf schreibt zum Thema der kulturell hergestellten Unbewusstheit, die sich durch die wissenschaftlichen Diskurse zieht und schlägt in der Analyse der Gegenübertragung der Forscher_in einen methodischen Zugang vor, sich mit dieser Problematik auseinanderzusetzen.
Michaela Kramann schreibt über die Bedeutung des Lokalen für das Globale anhand zweier Forschungsprojekte und darüber, was bereits das „Nicht Partizipieren“ von Forschungsteilnehmer_innen im Forschungsprozess sowie die Reflexion des Zugangs zum Forschungsfeld über kulturelle Aspekte aussagt.
Michelle Proyer macht sich viele Gedanken darüber, wie sich ihre Erfahrungen im Feld in Theorie verarbeiten lassen und fragt sich, warum wir noch nicht mehr verstanden haben als Erforscher_innen fremder Kulturen Anfang des letzten Jahrhunderts bzw. ob sich diese Frage überhaupt stellt. Diese und noch mehr Gedanken haben sie dazu bewogen einen sehr unpersönlichen Beitrag über sehr persönliche Erfahrungen zu verfassen.
Simon Reisenbauer behandelt in seinem Beitrag seine Erlebnisse während einer Feldforschung in Sucre, Bolivien. Im zeitlichen Rückblick stellt er seine Erfahrungen als Forscher im Auftrag vermeintlich universal gültiger vergleichender Wissenschaft dem gesellschafts-politischen Interventionismus der aktuellen Entwicklungszusammenarbeit gegenüber.
Margarita Schiemer wurde durch einen Konflikt während der Datenauswertung in ihrer Forschung zu Äthiopien dazu bewegt, sich konkreter mit Bedeutungszuschreibungen und Orientierungsmustern einer fremden Kultur auseinanderzusetzen. Der Konflikt besteht hauptsächlich darin, wie man letztgenannte Aspekte dahingehend interpretiert, dass möglichst viele Erklärungsansätze in Betracht gezogen werden können, um zu vermeiden, dass wichtige Punkte durch die eigene Voreingenommenheit übersehen werden. Sich also zu fragen: “Was steckt wirklich dahinter?”
Sandra Wlodarczyk setzt sich mit dem Spannungsfeld von Bildungsgerechtigkeit und Standardisierung vor dem Hintergrund inklusiver Schulentwicklung auseinander und fragt nach dem was bleibt, wenn Schulen vor der Herausforderung stehen egalitär und/oder elitär zu sein. Dabei betrachtet sie ausgewählte Aspekte eines deutschen und polnischen Schulsystems und untersucht diese auf Differenzkonstruktionen und daraus resultierende behindernde Momente für Schule und ihre Akteur_innen.
Raphael Zahnd stellt die Frage, wie denn die Komplexität der Welt überhaupt erfasst werden kann und welche Implikationen eine solche Erfassung mit sich bringt. Dabei geht es ihm vor allem um die Problematik der Theoriebildung, die sich im Kontext der Weltgesellschaft als nicht ganz einfache Hürde erweist. Sein Beitrag versucht die Brücke zu den soziologischen Weltgesellschaftstheorien zu schließen und gliedert sich an Jan Weissers antiessentialistische Theorie der Behinderung an.

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Graf, Erich Otto. 2011 Lernen ist Veränderung: Bildungs- und Erziehungsprozesse aus dem Blickwinkel der Institutionsanalyse. Münster. Waxmann EUR 29.90 /SFR 40.90

Lernen bedeutet Veränderung. Erziehungs- und Bildungsprozesse finden in unterschiedlichen Institutionen statt. Deren oftmals verborgene (Mach-)Strukturen können Erziehung und Bildung beeinflussen, sie befördern oder auch behindern.

Die Analyse der institutionellen Dimensionen und deren systematische Reflexion lassen mögliche Barrieren für Bildungsprozesse erkennen und erhöhen die Freiheitsgrade der Akteure. Das Buch behandelt in der Perspektive der in Frankreich entwickelten analyse institutionelle Möglichkeiten einer in der deutschen Diskussion vielfach vernachlässigten kritischen Analyse institutioneller Gegebenheiten. Dabei geht es ihm sowohl um den kritischen Umgang mit dem Institutionsbegriff als auch um konkrete Formen der Analyse von Institutionen. Der kritische und reflexive Blick auf Institutionen und das daraus resultierende Veränderungspotential liefern einen Beitrag für die Erziehungspraxis wie für den erziehungswissenschaftlichen Diskurs

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Erich Otto Graf, Cornelia Renggli, Jan Weisser. 2011. PULS - DruckSache aus der Behindertenbewegung. Materialien für die Wiederaneignung einer Geschichte. Zürich. Chronos. EUR 27.50 / SFR 37.50

Seit den 1970er Jahren formierten sich Menschen mit Behinderung weltweit im Kontext der neuen sozialen Bewegungen. Sie bildeten darin eine vielstimmige Gruppe, deren Exponentinnen und Exponenten sich gezielt, provokativ und kenntnisreich zu den eigenen Themen und Anliegen äusserten. Die Zeitschrift «Puls» versammelte einige dieser Stimmen. Sie erschien von 1976 bis 1994 und war eine der schillerndsten Ausdrucksformen, die sich Menschen mit Behinderung in der Schweiz gaben. Der vorliegende Band erschliesst diese nur Insidern bekannte zeitgeschichtliche Epoche einem breiten Publikum. Er macht die Kernanliegen von Menschen mit Behinderung deutlich und zeigt die Herausforderungen für eine demokratische Sozialpolitik. Der Band mit zahlreichen Abbildungen beinhaltet einen Beitrag des Historikers Brian McGowan, der die Zeitschrift analysiert und zeitgeschichtlich einordnet. Der Hauptteil besteht aus Interviews mit acht ehemaligen Redaktionsmitgliedern der Zeitschrift «Puls»: Jiri Gajdorus, Katharina Kanka, Thea Mauchle, Jürgmeier, Susanne Schriber, Wolfgang Suttner, Hans Witschi und Aiha Zemp. Die Interviews blenden zurück in die Geschichte der Behindertenbewegung in der Schweiz und sie thematisieren im Licht dieser Erfahrungen die Gegenwart und die Zukunft einer barrierefreien Gesellschaft und Sozialpolitik. Die Herausgebenden erläutern die Entstehung der Zeitschrift und identifizieren Forschungslücken. Gleichzeitig mit dem Erscheinen des Sammelbands wird der Gesamtbestand der Zeitschrift – weit über 6000 Druckseiten – online frei zugänglich gemacht.

Weitere Publikationen:

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Griesecke, B., Graf, E. O. (Ed.). 2008. Ludwik Flecks vergleichende  Erkenntnistheorie. Die Debatte in Przeglad Filozoficzny. Berlin: Parerga  Verlag. SFR 47.50

Der erste Band der Fleckstudien dokumentiert und situiert die Debatte zwischen Ludwik Fleck und Izydora Dambska von 1936 / 1937 über Fragen von Erkenntnis,  Wahrnehmung, Intersubjektivität und Normalität.

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Graf, Martin, Graf, Erich Otto (2008) Schulreform als Wiederholungszwang.  Zur  Analyse der Bildungsinstitution. Zürich. Seismo, SFR. 48.50

Seit zwei Jahrzehnten erscheint das Bildungssystem als ein Renovationsprojekt,  dem es an Übersicht ebenso fehlt wie an innerer Koordination und Kohärenz.  Dabei wird der Begriff der Reform überall dort strapaziert, wo die beabsichtigte  Form nicht mehr lesbar ist,

Das Buch richtet sich an alle Personen aus der Bildungssoziologie.  Bildungsplanung, Politik sowie Lehrpersonen aller Stufen, Schulleitungen und  der Schulsozialarbeit, die sich für das Bildungssystem, insbesondere für die  Schule interessieren.

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Erich Otto Graf (2008), Forschen als sozialer Prozess. Zur Reflexion von Momenten der Forschung in sozialwissenschaftlicher Forschung. Luzern. Verlag an der Reuss. SFr. 36.50

Zu diesem Buch: Das Buch befasst sich mit Fragen des Forschens und der Organisation von Forschungsprozessenen in den Sozialwissenschaften. Forschen wird hier als ein gruppaler Prozess verstanden, in welchem sich die ForscherIn sich in einem ständigen Dialog mit ihrem eigenen Denkstil, den Arbeiten anderer ForscherInnen und den Objekten ihrer Forschung befindet.